© HandelsZeitung; 1996-01-18; Nummer 03

Wenig Begeisterung für moderne Heimarbeit

Die Telearbeit hat sich entgegen optimistischen Prognosen bis heute nicht ausgebreitet. Trotz technischem Fortschritt und den insgesamt guten Erfahrungen ist die Firma Zutt und Partner auch weiterhin ein Pionier. In der Schweiz gibt es nach wie vor nur einige tausend Tele-Arbeitsplaetze, in Deutschland sind es gegenwaertig etwa 30.000.

Frueher war es selbstverstaendlich, seinen Arbeitsplatz zu Hause zu haben, eine raeumliche Trennung kennt man erst seit der Industrialisierung. Heute hat Heimarbeit einen eher negativen Beigeschmack. Die Gewerkschaften fuerchten Risiken und haben in Deutschland bereits den ersten Tarifvertrag fuer "Tele-Heimarbeit" abgeschlossen. Sie wollten damit eine unerwuenschte "Scheinselbstaendigkeit" der Arbeitnehmer verhindern.

Auch bei den Arbeitgebern herrscht Skepsis und Gleichgueltigkeit vor. So wurde etwa 1992 ein Tele-Arbeitsplatz bei der Zuercher Kantonalbank nur unter dem ausdruecklichen Vorbehalt bewilligt, dass sich diese Arbeitsform nicht ausbreite.

Das private Forschungsinstitut WISO

veroeffentlichte kuerzlich eine Studie, welche die nach wie vor bestehenden Vorurteile aufzeigt. Laut den Ergebnissen von repraesentativen Umfragen in den Jahren 1987, 1989 und 1992 ist aber immerhin ein langsames Umdenken erkennbar, immer mehr Arbeitnehmer und Arbeitgeber halten Telearbeit fuer moeglich.

Laut den WISO-Umfragen werden von vielen Befragten negative Auswirkungen auf das Familienleben befuerchtet. Fast zwei Drittel der Befragten befuerchteten noch 1987 Spannungen und Konflikte in der Familie wegen der Telearbeit. Die Vorstellung, dass der Ehepartner, der bisher tagsueber im Buero war, ploetzlich den ganzen Tag zu Hause sein wuerde, bereitet offenbar vielen Frauen Muehe. Inzwischen zeichnet sich aber auch hier ein Umdenken ab.

Mittlerweile werden solche Bedenken nur noch von etwa 40% der Befragten geteilt.

© by WI.SO 1997-2016