Praxisbeispiel II: Fallstudie Allreal AG.
Eine Personalumfrage als Führungsinstrument der Geschäftsleitung in einem mittelgrossen Dienstleistungsunternehmen
Referat von Dr. Rolf Schoch
ABSTRACT
Im Herbst 2000 erteilte die Allreal Holding AG den Auftrag zur Durchführung einer repräsentativen schriftlichen Umfrage bei den Mitarbeitenden. In dieser Unternehmung wurde seit Anfang jenes Jahres ein Balanced Score Card-System (BSC) eingeführt. In diesem Zusammenhang wurden Ziele bezüglich Mitarbeiterzufriedenheit formuliert. Es sollte deshalb eine systematische Bestandesaufnahme darüber durchgeführt werden. Zu diesem Zweck wollte die Firma eine umfassende und wissenschaftlich fundierte Umfrage bei den Mitarbeitenden professionell durchführen und auswerten lassen, und zwar durch neutrales, externes Institut, um objektive Ergebnisse zu erhalten.
Die Allreal AG ist ein Unternehmen der Immobilienbranche. Sie projektiert, baut und verkauft Wohnliegenschaften und Büroliegenschaften für Dritte und für den Eigenbedarf. Ihr Ziel ist die Entwicklung zur marktführenden Generalunternehmung in der Schweiz mit überdurchschnittlichen Rendite- und Ertragswerten. Mit rund 240 Mitarbeitenden ist sie für schweizerische Verhältnisse eine typische KMU. Allerdings verfügte sie über 210 laufenden Bauvorhaben und ein Bauvolumen von nahezu CHF 1,4 Mrd. Nach Einschätzung der Geschäftsleitung war die Allreal Generalunternehmung im Jahr 2001 umsatzmässig die zweitgrösste Generalunternehmung in der Schweiz mit einer Führungsposition im Grossraum Zürich.
Für die Personalumfrage wurde die Grundgesamtheit definiert als die Menge sämtlicher festangestellten Personen in ungekündigtem Arbeitsverhältnis in sämtlichen Geschäftsbereichen und Niederlassungen. Diese Gesamtheit umfasste sowohl Mitarbeitende wie auch Kaderangehörige aller Stufen ( ausgenommen waren lediglich Mitglieder der Geschäftsleitung. Aufgrund der vorliegenden Grössenordnungen wurde eine Vollerhebung bei allen Mitarbeitenden ( statt eine Stichprobenerhebung ( angestrebt.
Als Befragungsmethode wurde die schriftliche (postalische) Befragung gewählt. Die Fragebogen wurden vom Institut anfangs Januar 2001 direkt an die Mitarbeitenden versandt und zwar an die jeweilige Privatadresse. Die Befragten schickten die ausgefüllten Fragebogen direkt an das Institut zurück und zwar vollständig anonym. Der Rücklauf betrug fast 90 %. Der voll strukturierte und standardisierte Fragebogen enthielt total 57 einzelne Fragen oder Unterfragen über die folgenden Hauptthemenbereiche: Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit und Tätigkeit; Zufriedenheit mit der Einrichtung des Arbeitsplatzes und mit der Arbeitszeit; mit Information und Kommunikation im Betrieb; mit den Leistungen und Vergünstigungen der Firma; mit Aus- und Weiterbildung im Betrieb; Zufriedenheit mit dem Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzen; Kenntnis und Zufriedenheit mit dem Allreal-Leitbild; Wahrnehmung der Allreal-Unternehmungskultur; Zufriedenheit mit Allreal als Arbeitgeber, Image der Firma in der Öffentlichkeit; Statistische Angaben zur Person.
Über die Ergebnisse der statistischen Datenauswertung wurde zunächst die Geschäftsleitung und danach die Gesamtheit aller Mitarbeitenden vom CEO persönlich und mündlich informiert. Die Resultate zeigen, kurz zusammengefasst, im allgemeinen eine grosse Zufriedenheit der Mitarbeitenden in den einzelnen Teildimensionen wie auch insgesamt. Allerdings wurden in zwei Geschäftsbereichen gewisse Schwächen in einzelnen Teams festgestellt, die Verbesserungsmassnahmen erforderten. Als Schwerpunkte für Massnahmen wurden die folgenden Bereiche identifiziert: Personalentwicklung; Karriereplanung; Organisationsentwicklung; Kommunikation; Salärsystem. Ausser Gesprächen des CEO mit den betreffenden Teamleitern wurden mehrfache Workshops mit den Mitarbeitern zur Behebung dieser Probleme realisiert.

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